Ein Schundautor auf dem Amtssessel?

Wie Klaus Schädelin 1958 oberster Berner Fürsorger wurde – eine Spurensuche

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.54717/kidsmedia.2.1.2012.2

Schlagworte:

Klaus Schädelin, Mein Name ist Eugen, Pädagogik

Abstract

1958 geschah Wunderliches in der beschaulichen Stadt Bern: In einer Ersatzwahl in die Stadtberner Exekutive wählten die stimmberechtigten Männer nicht den Favoriten des rechtsbürgerlichen Lagers, sondern den Pfarrer, Jugendbuchautor und politischen Nobody Klaus Schädelin. In seinem drei Jahre zuvor erschienenen Bestseller Mein Name ist Eugen spielt eine Jungenbande mehr oder weniger derbe Streiche mit der Erwachsenenwelt, was dem Buch von Seiten der pädagogischen Gilde zum Prädikat Schund und Kitsch verhalf. Nun wurde ausgerechnet dieser Autor zum Fürsorgedirektor und damit auch zum Zuständigen für gefährdete und gefährliche Jugendliche und deren institutionelle Behandlung.

Der Erfolg von Mein Name ist Eugen und die Wahl Klaus Schädelins in den Gemeinderat werden als Indizien für ein und dieselbe gesellschaftliche Bewegung gelesen; als Vorboten eines neuen gesellschaftlichen Dispositivs, das anstelle des Dampfkessels des autoritären Staates, der jegliche Normabweichung und Dissens mittels Druck von oben zu regulieren versucht, die Freiheit des Individuums postuliert, das selbstkontrollierend (ganz im Sinne Foucaults) und innenorientiert (ganz im Sinne Schultzes) seinen Weg geht. So zeigen uns Klaus Schädelin und sein Eugen gleich doppelt und ineinander verschlungen eine neue gesellschaftliche Realität gleichsam am Horizont erscheinen: die individualisierte Nachkriegsgesellschaft.

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Veröffentlicht

2012-03-01

Zitationsvorschlag

Gallati, M. (2012). Ein Schundautor auf dem Amtssessel? Wie Klaus Schädelin 1958 oberster Berner Fürsorger wurde – eine Spurensuche. kids+media : Zeitschrift für Kinder- Und Jugendmedienforschung, 2(1). https://doi.org/10.54717/kidsmedia.2.1.2012.2

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