Indianer in der Pampa

Wann ist ein Mann ein Mann?

Autor/innen

  • Ines Galling Angestellt, Lektorin für deutschsprachige und skandinavische Kinder- und Jugendliteratur, Internationale Jugendbibliothek

DOI:

https://doi.org/10.54717/kidsmedia.4.2.2014.1

Schlagworte:

Es war einmal ein Indianer, Pampa Blues, Männlichkeitsideal, Rollenidentitäten

Abstract

Wann ist ein Mann ein Mann und wie wird ein Mann zum Mann? Anhand von Es war einmal Indianerland von Nils Mohl und Pampa Blues von Rolf Lappert wird untersucht, wie „Männlichkeit“ in sozialen, interaktiven und psychologischen Prozessen im zeitgenössischen Adoleszenzroman gestaltet wird. Während sich der Ich-Erzähler in Mohls Roman an Männlichkeitsbildern abarbeitet, hat dies in Pampa Blues eine geringere Relevanz. In Es war einmal Indianerland konstituiert sich die „männliche Identität“ des 17-jährigen namenlosen Ich-Erzählers primär in Auseinandersetzung zu den anderen Figuren – es geht um Nachahmung und Abgrenzung. Körperlichkeit, Erotik und Sexualität spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle – und letztlich wird die „Mannwerdung“ des Protagonisten im sexuellen Akt als zweite Geburt inszeniert. Dennoch bedeutet „Mannwerdung“ letztlich „Menschwerdung“. Denn es geht in dem Roman nicht um die Modellierung eines traditionell besetzten Männlichkeitsideals. Das Spiel mit verschiedenen Rollenidentitäten dient zwar einerseits dazu, Stationen auf dem Weg zur „Menschwerdung“ zu markieren, doch andererseits werden alle Männlichkeitskonzepte immer auch ironisch hinterfragt. In Pampa Blues wird die „Mannwerdung“ als sexuelle Initiation des Helden (noch) ausgesetzt, sodass es noch deutlicher um eine „Menschwerdung“ geht. Daher spielt auch eine Mann-Frau-Dichotomie, wie sie in Es war einmal Indianerland noch inszeniert wird, in Pampa Blues eine marginalere Rolle. Insgesamt arbeitet sich der 16-jährige Ben in viel geringerem Masse an „Männlichkeitsbildern“ ab, als dies der 17-jährige Erzähler in Mohls Roman tut, während Pampa Blues anhand seiner anderen Figuren zugleich demonstriert, dass traditionelle Männlichkeitskonzeptionen und -vorstellungen ausgedient haben.

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Veröffentlicht

2014-09-01

Zitationsvorschlag

Galling, I. (2014). Indianer in der Pampa: Wann ist ein Mann ein Mann?. kids+media : Zeitschrift für Kinder- Und Jugendmedienforschung, 4(2). https://doi.org/10.54717/kidsmedia.4.2.2014.1