Düstere Städte und gefährliche Wälder

Die Konzeption von Raum in dystopischen und postapokalyptischen

Autor/innen

  • Alexander Pommer

DOI:

https://doi.org/10.54717/kidsmedia.10.1.2020.2

Schlagworte:

dystopischen und postapokalyptischen Jugendromane, befreiende Natur

Abstract

Dystopische und postapokalyptische Szenarien sind in den letzten zehn Jahren nicht aus der internationalen Jugendliteratur wegzudenken. Während in Dystopien negative Gesellschaftsentwürfe im Mittelpunkt stehen, erzählen Postapokalypsen vom Überlebenskampf nach einer globalen Katastrophe. Beide Textsorten greifen auf ein sehr ähnliches Raumkonzept zurück, das in diesem Beitrag erörtert wird. Behandelt werden die Referenzen auf reale Räume, die Arten von vorkommenden Räumen und die Strukturierung des Makroraums. Aufgrund der Ähnlichkeit der dystopischen und postapokalyptischen Jugendromane hinsichtlich dieser Aspekte bietet es sich an, sie auf Basis der Raumstrukturen in zwei zentrale Typen einzuteilen. Während im ersten Makroraumtyp ein Gesellschaftsraum in Opposition zu einem Naturraum steht, kommt im zweiten Typ ein dritter Raum, nämlich der einer Gegengesellschaft, hinzu. 
Diese Einteilung gibt jedoch keinen Aufschluss über die Einschätzung der Texte als Dystopie oder als Postapokalypse. Dennoch lässt sich die Frage der Abgrenzung über den Raum beantworten. Der dystopische Raum, also der eines negativen Gesellschaftsentwurfs, ist stets ein städtischer, während der postapokalyptische Raum durch eine Katastrophe frei von allen gesellschaftlichen Strukturen ist und somit zu einem Naturraum wird. Dennoch kommt eine Dystopie nicht ohne Naturraum aus, um einen Ort für Rebellion und Nonkonformismus zu schaffen, und eine Postapokalypse nicht ohne Gesellschaftsraum, sei es als Sehnsucht nach der verlorenen Kultur oder durch die Etablierung einer kleinen, neuen Gemeinschaft. Die aktuelle Jugendliteratur – vor allem die deutschsprachige – macht sich die bewährten Muster der klassischen Dystopien und Postapokalypsen zu eigen und transformiert sie zu etwas Neuem. Dabei wird auch der Gegenraum zu seiner negativsten Variante, sodass nun einem dystopischen Raum eine postapokalyptische statt einer befreienden Natur gegenübersteht und einem postapokalyptischen Raum eine autoritäre Gesellschaft anstelle einer schützenden. Durch diese Besonderheit ergibt sich, dass diese jugendliterarischen Texte zumeist nicht klar in Dystopie und Postapokalypse einzuteilen sind.

Downloads

Veröffentlicht

2020-03-01

Zitationsvorschlag

Pommer, A. (2020). Düstere Städte und gefährliche Wälder: Die Konzeption von Raum in dystopischen und postapokalyptischen. kids+media : Zeitschrift für Kinder- Und Jugendmedienforschung, 10(1). https://doi.org/10.54717/kidsmedia.10.1.2020.2