Das umkämpfte Kind: Kinder- und Jugendbücher als Waffen im Federkrieg 1933 – 1945
Julia Hoffmann
Zusammenfassung
Kinder- und
Jugendliteratur wird häufig die Macht zugeschrieben, ihre Leserinnen und Leser
intensiv und langfristig zu prägen. Dieser Annahme gemäss können Bücher als
Werkzeuge zur Beeinflussung der Jugend eingesetzt werden. Besonders in der Zeit
des Nationalsozialismus (1933 – 1945) waren Kinder und Jugendliche stark
umkämpft, da man sich von der Gewinnung der Jugend eine permanente
Machtsicherung versprach. Die nationalsozialistische Literaturpolitik setzte sich
daher zum Ziel, den deutschen Literaturmarkt so gut es ging zu lenken, d.h., es
sollte ein Schrifttum entstehen, das sowohl in ästhetischer als auch in
ideologischer Hinsicht den Ansprüchen der nationalsozialistischen
Literaturpolitik genügte. Gleichzeitig sollten unerwünschte Bücher vom
Literaturmarkt verschwinden, was unter anderem durch Berufsverbote,
Negativrezensionen und Zensur gewährleistet werden sollte. Obwohl diese
verschiedenen Massnahmen keineswegs zu einem totalitären Literaturmarkt führten,
wurde es für viele Autorinnen und Autoren in Deutschland immer schwieriger –
wenn nicht gar unmöglich – Texte zu publizieren, die ein ideologisches Gegengewicht
zu dem NS-affinen Schrifttum hätten bilden können. Die versuchte Beeinflussung
der Jugend durch Propagandaliteratur und Massnahmen wie die
Bücherverbrennung(en) riefen heftige Empörung bei Gegnern und Gegnerinnen des
Nationalsozialismus hervor. Diese wiederum bemühten sich um die Schaffung einer
Kinder- und Jugendliteratur, mittels derer die Jugend in ihrem Sinne geformt
werden sollte.
Doch die exilierten
Autorinnen und Autoren der antifaschistischen Kinder- und Jugendliteratur
hatten mit erheblichen Schwierigkeiten wie der Anpassung an Sprache und
Literaturmarkt sowie mit Zensur zu kämpfen. So mussten innovative
Ausdrucksmöglichkeiten und neue Wege zur Publikation gefunden werden. In diesem
politischen Kräftefeld entwickelten sich daher neue Formen des Schreibens, die
stark zur Modernisierung der Kinder- und Jugendliteratur beitrugen.