Klassiker im Kinder-Bild
Editorial
Mit der Herbstausgabe 2016 betritt kids+media Neuland: Sie enthält nur einen Beitrag und heisst deshalb kids+media mono. Die Monografie von Anna Lehninger untersucht und präsentiert Illustrationen von Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur, die Kinder selbst angefertigt haben. Dabei kann die Verfasserin für ihre Darstellung der kindlichen Beschäftigung mit Klassikern auf den reichhaltigen Fundus an Kinderzeichnungen im Archiv der Kinder- und Jugendzeichnung des Pestalozzianums in Zürich zurückgreifen.
kids+media leistet so einen weiteren Beitrag (siehe auch kids+media 1/2014 (PDF, 638 KB)) zur Forschung über Kinderzeichnungen. Diese stossen seit einiger Zeit auf wachsendes Interesse der Öffentlichkeit, wie sich nicht nur an Medienberichten, Publikationen und Ausstellungen zeigt, sondern auch an umfangreichen Digitalisierungsprojekten spezialisierter Archive.
Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern nicht nur eine anregende Lektüre, sondern auch visuellen Genuss an den zahlreichen Kinderzeichnungen zu Kinder- und Jugendliteratur-Klassikern, die wir alle kennen.
Das nächste Heft erscheint im Frühsommer 2017, wieder mit mehreren Beiträgen, dann zum Thema Animationsfilme.
Die Herausgeberinnen
Ingrid Tomkowiak und Meret Fehlmann
Klassiker im Kinder-Bild. Zur Rezeption von Kinderbuchklassikern in Kinder- und Jugendzeichnungen
Anna Lehninger
Motive und Themen aus Kinderbuchklassikern fanden im 20. Jahrhundert Niederschlag in Bildwerken von Schweizer Kindern und Jugendlichen. Als Teil der Kinderkultur wurden sie in den Bildern rezipiert, variiert und neu interpretiert. In vielen Zeichnungen und Scherenschnitten aus dem Archiv der Kinder- und Jugendzeichnung sind kinderliterarische Stoffe auf diese Weise verarbeitet. Nicht nur Märchen, Sagen und Gedichte wurden als Vorlagen herangezogen, auch Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur wurden über das 20. Jahrhundert hinweg in die Bildwerke transferiert. Die Bandbreite der über die Jahrzehnte immer wieder neu behandelten Themen reicht von jahrhundertealten Klassikern wie Gullivers Reisen, Motiven aus Lederstrumpf und Winnetou, den literarischen und zeichnerischen ,Dauerbrennern' Heidi und Nils Holgersson, über spezifisch schweizerische Klassiker wie Schellen-Ursli und Rösslein Hü, bis zu weltweiten Klassikern des 20. Jahrhunderts wie Pippi Langstrumpf oder Wo die wilden Kerle wohnen. Die Wege, über die sich zeichnende Kinder kinderliterarischen Stoffen näherten, zeugen von deren Vorbehaltlosigkeit gegenüber den Quellen und offenbaren die seismographische Qualität dieser Bildwerke als Alltags- und Zeitdokumente. Sowohl aus der eigenen Lektüre, aus Vorgelesenem und aus Illustrationen, als auch aus Adaptionen für Bühne, Film und Fernsehen wurden Inspirationen für Zeichnungen im Schulunterricht und für Zeichenwettbewerbe gezogen. Die bis in die Gegenwart dauernde Präsenz der Klassiker in Büchern, Heften und Filmen hat Nachwirkung in den bildlichen Zeugnissen von Kindern und Jugendlichen des 20. Jahrhunderts gezeigt, welche Kernmotive und -akteure wiederholt aufgriffen und diesen wiederum in ihrer eigenen Bildsprache Form gaben.
Inhalt
Kinder als Illustratoren
Abenteu(r)er aus aller Welt
Gulliver am Boden
Robinson begegnet Freitag
Indianer! Helden im Porträt
Klassiker aus und in der Schweiz
Heidi in Serie und auf der Bühne
Im Stil Kreidolfs: Blumenelfen und Wiesenzwerge
Mit Schellen-Ursli über Stock und Stein. Mit dem Rösslein Hü auf der Flucht
Alte und neue Klassiker
Bubenstreiche. Max & Moritz und Nils Holgersson
Bilder-Bücher. Von der Fischreise bis Babar
Zu neuen Ufern. Zora, Pippi, Jim Knopf & Co.