Aktuelle Ausgabe
Das aktuelle Heft von kids+media widmet sich schwerpunktmässig dem seit einigen Jahren blühenden folk horror. Mit seiner Klimax in Form meist blutiger Opferungen scheint dieser auf den ersten Blick für an Kinder und Jugendliche gerichtete Medienprodukte wenig geeignet, dennoch erscheinen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts immer wieder von folk horror inspirierte Bücher, TV-Serien und Games, die sich an Kinder und Jugendliche richten.
Manuel Trummer befasst sich mit britischen TV-Serien aus den langen 1960er Jahren, darunter The Owl Service und Children of the Stones, die beide zu den Klassikern des folk horror gehören. Seine Analyse zeigt, wie die Serien durch ihre progressive Inszenierung sowie die experimentelle audiovisuelle Gestaltung Diversität aufscheinen lassen und so bis heute zu bestehen vermögen. Meret Fehlmann stellt in ihrem Beitrag zum Roman Wakenhyrst von Michelle Paver die Frage nach der Möglichkeit einer feministischen Umwertung oder gar Aneignung von folk horror, wobei die Antwort eher ernüchternd ausfällt. Daniel Illger wirft einen Blick auf Elemente von folk horror in Computerspielen anhand von Red Dead Redemption und The Excavation of Hob’s Barrow, ein besonderes Augenmerk liegt bei seiner Analyse auf der Natur, die als mit eigener agency ausgestattet erscheint.
Den Fokus weg vom folk horror zurück auf das Horrorgenre legen die beiden Beiträge von
Jana Rutarux und Raphaela Marty. Jana Rutarux befasst sich mit dem Film Little Joe, der eine künstlich geschaffene Pflanzen und deren Handlungsmacht ins Zentrum setzt, um vor menschlicher Verblendung zu warnen. Raphaela Marty greift die magisch begabten und ob dieser Fähigkeit oft bedrohten Kinderfiguren im Werk Stephen Kings auf, einem der Klassiker der gegenwärtigen Horrorliteratur, der auch gerne von Jugendlichen gelesen wird.
Wir wünschen unseren Leser*innen schauerliche Stunden beim Lesen der Texte. Im Laufe des Frühlings 2024 wird das nächste Heft zum Thema Literatur in der Schweiz. Lisa Tetzner, Kurt Kläber und die Literatur im Exil erscheinen herausgegeben von Maria Becker.
Die Herausgeberinnen Meret Fehlmann und Christine Lötscher