Bd. 11 Nr. 1 (2021): Utopien und Dystopien
Die letzten Monate haben wir wegen Corona in einer Art dystopischem Zustand gelebt. Dystopien und Dark Futures sind aber nicht erst seit der Pandemie ein Thema in Kinder- und Jugendmedien.
Das neue Herausgeberinnenteam Meret Fehlmann und Christine Lötscher freut sich, ein Heft mit drei anregenden Beiträgen präsentieren zu können. Die drei Beiträge sind populären Medien aus dem ersten Drittel des 20. sowie des 21. Jahrhunderts gewidmet.
Zulaima Ratto arbeitet in One day we will live in freedom again zur TV-Serie Merlin (2008–2012) heraus, dass die Serie bemüht ist, die zunehmend diverse Gesellschaft Grossbritanniens im Artusstoff abzubilden, indem eine Utopie einer toleranteren, gerechteren Welt für alle entworfen wird. Die Aufbruchstimmung wird im Laufe der Serie immer schwächer, da die zentralen Figuren ihrem «klassischen Schicksal unterworfen bleiben und damit traditionelle Darstellungen perpetuiert werden.
Joseph Kebe-Nguema befasst sich in Der amerikanische Alptraum. Umgang mit dem Anderssein in Sally Bleistift in Amerika (1935) von Auguste Lazar mit einem vergessenen Klassiker der DDR-Kinder- und Jugendliteratur. Das darin entworfene Bild der US-amerikanischen Gesellschaft zeigt diese als dystopisch für unterdrückte Gruppen wie Schwarze und Indianer.
Seit das Thema der Flucht Eingang in die öffentliche Debatte gefunden hat, setzt sich auch die Jugendliteratur damit auseinander. Sie baut Brücken zwischen altbewährten Genres, zwischen Kulturen und Gesellschaften und versucht ein neues Bild von Flüchtenden zu erschaffen. Doch das gelingt ihr nur teilweise. Lena Brun zeigt, wie aktuelle Romane über Flucht auf einem schmalen Grat zwischen Bevormundung und Agency, zwischen Dystopie und Utopie navigieren.
Wir wünschen unseren Leser*innen anregende Stunden bei der Lektüre und einen sonnigen Herbst. Das nächste Heft wird Ende Jahr erscheinen und wird ganz Pippi Langstrumpf gewidmet sein.
Herausgeberinnen: Meret Fehlmann und Christine Lötscher